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Zur Erklärung

Im folgenden (wenn man auf der Hauptseite dieses Blogs unten auf ältere Beiträge klickt) findet sich noch eine Reihe von Gedichten - jeweils die neuesten für eine Übergangszeit von vier bis acht Wochen zum Kommentieren - sowie allgemeine Bekanntmachungen, Erläuterungen und anderen Autoren zugeeignete bzw. tagespolitische Texte.
Dieses Verfahren, meine neuesten Gedichte nur für eine kurze Zeit hier öffentlich zu machen, ist der von mir gefundene Kompromiss zwischen meinem Anliegen,  mit meiner Lyrik möglichst schnell und umfassend in die Öffentlichkeit zu streben (dem Gesehen-und-gelesen-werden-Wollen), und der verbreiteten Praxis in Wettbewerben und bei Verlagspublikationen , dass schon veröffentlichte Texte unerwünscht sind.
Im Hintergrund scheint dabei bei den Verlagen und Wettbewerben die Einschätzung zu stehen, online publizierte Texte seien "verbrannt" und unverkäuflich, da sie die interessierende Käufer:innengruppe längst erreicht hätten. Ich halte dies sowohl für falsch als auch unzeitgemäß. Denn einmal bieten Bücher mit einer professionellen Aufmachung und Haptik - und insbesondere mit ihrer linearen Reihung und Gegenüberstellung von Einzeltexten - einen deutlichen Mehrwert. Zum anderen sind eben in Zeiten des Internets die Verlage eben nicht mehr die alleinigen Torwächter:innen zur Öffentlichkeit: die Schubladen der Autor:innen, die sich ja auch früher schon für Brieffreund:innen und Lesekreise öffneten, haben heute andere Orte und Möglichkeiten. Sie künstlich offline und verborgen zu halten, scheint mir lebensfremd - auch wenn dies die Stellung der Verlage im Publikationswesen und ihr Geschäftsmodell relativiert und gegebenenfalls verändert.
Allerdings, an diesen Verlagsregeln lässt sich allein und durch einen Nachwuchs-Autoren, wie ich es nun einmal bin, wenig ändern - so dass ich mich mit der Idee einer nur zeitweiligen Veröffentlichung der jeweils neuesten Texte diesen Vorgaben letztlich anpasse und unterwerfe, Insofern lohnt ein gelegentliches Zurückkommen und Blättern auf den folgenden Blogseiten: Was hier zu lesen ist, verschwindet immer wieder - auch der neueste Text ist bald schon wieder weg.

Neu erschienen: Clownfisch #5 "Utopiastadt"

Gestern Abend war im Hutmacher im Mirker Bahnhof Wuppertal der Release: die neue - nunmehr fünfte - Ausgabe des Clownfisch-Statement-Magazins ist für alle, die es interessiert, nunmehr kostenlos überall im Stadtgebiet (und vor allem natürlich im Mirker Bahnhof selbst) erhältlich.
Thema des in einem übergroßen fast-A3-Format  etwas unhandlichen Zeitung ist "Utopiastadt" - sozusagen die Erdung und Realwerdung des Themas der vorherigen Nummer "Utopia".
Durchaus stolz bin ich, selbst mit einem poetischen Statement im Clownfisch #5 vertreten zu sein - und sogar an relativ prominenter Stelle. Mein Gedicht "Notopia" haben die Macher antithetisch auf Seite 2 (und damit auf die Rückseite des Titelblattes mit dem einen großen Wort "Utopiastadt") platziert. Das passt!
Schließlich ist die (lyrisch verklausulierte) Hauptaussage meines Gedichts: Seit vorsichtig damit, allzu dynamisch- euphorisch zum Guten voranstrebend, die nörgelnd-negativen Stimmen am Rand zu übersehen und zu ignorieren. Utopia gelinge nur im Miteinander und bei wertschätzender Anerkennung aller Einzelinteressen: was natürlich eine dilemmatisch-unmögliche Bedingung ist. Denn:  "Zwischen Sauberkeit und Dreck / Gibt es keinen Kompromiss"!

Trost, Trailer und Erklärung

Aktuell habe ich mir eine Science-Fiction-Kurzgeschichte vorgenommen: Und weil die nicht so schnell reift und fertig wird, wie ein Gedicht - könnte es sein, dass ich in nächster Zeit weniger Neues einstellen werde ... Als Trost, Trailer und Erklärung hier schon mal der aktuelle Stand des Anfangs ... Arbeitstitel des Ganzen: Nach dem Frost wird's warm ...

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Der Gedanke war, der letzte: Dieses Lächeln wird dir festfrieren. Stehen bleiben wird diese Fratze - diese Verachtung wird sich eingraben. Dein Schlusswort: die Geringschätzung des Ganzen. Sollen sie doch ...
Dann die Erkenntnis, sich - vielleicht - geirrt zu haben: ein weiteres Zucken im Hirn, Weiterticken der Zeit. Womöglich dauert es noch - Sekunden. Die Augen - unter der Schutzhaube ("Schutz" sagten sie) vibrieren vor der Anstrengung des ...
Dann, wurde/wird es - plötzlich - wegmassiert das Pochen, bricht dem Stich, dem Zweifel die Spitze. So sanft wohlig vibrieren warme Tücher auf deinem Gesicht, ruckeln dir die Haut weich - dein versteiftes Höhnen weg ...
Der Tod ist keine Wellnessfarm! Ja doch: Beim Anspannen der Muskeln, heben der Arme; dem Versuch, dem Test  ... da hätte um die Handgelenke eine Manschette sein müssen, einschränkend, Widerstand leistend. War aber nicht! ... switchen die Tentakeln hinauf, überwinden die Schwerkraft - einen Moment, dann hängt sie, die Schwere, sich doch noch tonnig an die Arme, beißt nadelstichig in Bi- und Trizeps.
"Keine Anstrengung, vorerst. Bitte."- volltönend-weich ist / war die Stimme, mütterlich. Von links oben, hinter meinem Kopf. Und etwas - warm und groß und fingerwellig wie Hände, drückt auf meinen Unterarm, sanft, wie um zu helfen, dass ich die Arme / mich fallen lasse, mich wieder zurücklehne - und so ...
Muss wohl geschlafen haben, eingeschlafen sein, mehrfach - vielfach: Ehe es mir klar war, ich es wusste, begriff: dass ich erwachte. Später, viel später, jetzt. Eine andere Zeit, vielleicht - sicher auch ein anderer Ort.
Wiederhall, der so lange - wartend im alten Zellentrakt begrübelten -  Aussages, das Urteils. War wohl keine Lüge, ein Fluch ...
Doppelschlag des Richterhammers:  " Okkasive Kryokonservierung". Wir werden ja sehen!

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To whom it may concern

Ich bin davon überzeugt und handle (schreibe) nach der Maxime, dass Gedichte dazu da sind, Menschen sprachfähiger zu machen: 
  • Den Leserinnen und Lesern, Formulierungen, Worte und Bilder an die Hand zu geben, in denen sie sich wiederfinden und die sie benutzen können, um sich selber zu beschreiben und zu artikulieren, 
  • Ihnen Verse unterschiedlicher Klangfarbe und Sinnlichkeit anzubieten, in die sie meditierend-reflektierend eintauchen können, um in Aufsaugen, Liegenlassen und Wegwerfen von ihnen sich selbst, als Individuum, als Mensch, als Tier, immer wieder anders zu entdecken;
  • Ihnen Gedanke und Gefühle nahe zubringen, die ihnen bisher fremd sind, die sie abstoßen finden vielleicht – und so am aufklärerischen Mühen, an der modernen Unternehmung mitzuwirken und festzuhalten, dass ein gutes und richtiges Leben nur eines mit möglichst offenen Horizonten, maximaler Toleranz und Komplexität sein kann - an einem Projekt mitzuwirken, zu dem auch alle anderen Künste und ideographischen Wissenschaften auf ihre je einzigartige Weise ihren Beitrag leisten.
Interessanter als das Faktum, dass ich dies alles so sehe und gegen Einsprüche verteidigen würde, ist allerdings die Frage, warum ich mich veranlasst fühle, diese Maximen für mich (und andere, öffentlich) zu formulieren. Was greift mich derart an, dass ich meine Position feststellen und erklären muss? Mehr dazu - demnächst auf meinem Essayblog: www.ruerup-denkbar.blogspot.de 

Schluss mit 2013, Ausblick 2014

Mit diesem Post endet für mich das literarische Jahr 2013: ein überraschend produktives und ereignisreiches! Nachdem die Gedichte nur so purzelten, sind zwei Gedichtbände entstanden - die ich gerne an Interessenten verschenke; war ein Crowdfunding-Projekt über die Website der vision-bakery zur Förderung meiner literarischen Schaffens erfolgreich (Danke nochmals) und durfte ich zum Jahresausklang auch schon bei einer Reihe von Lesungen in Wuppertal mitwirken und Texte zum Anthologie-Band "Vom Leben und Schweben in Wuppertal" einbringen. Ich habe nette Kolleginnen und Kollegen gefunden: die Künstlergruppe "Imagine it's Art" mit allen voran André Krajewski, das monatliche Literatentreffen auf dem Ölberg in Wuppertal und - nicht zuletzt - Hank Zerbolesch, einen aufstrebend-wilden Dichter und engagierten Podcastpoeten.

Und nun: Was bringt 2014? Was lässt sich schon voraussehen?

Ein paar Trailer-Infos zumindest habe ich schon:

  • Die zweite Auflage meines Gedichtbandes "Am Grunde ist Nacht" wird richtig schön werden, denn Robert Voss steuert Bilder bei. Ein erstes Bild hat er schon fertig, siehe hier!
  • Der Chefchen-Zyklus - ein Lyrik-Projekt an dem ich weiter feile, soll fertig und ebenfalls illustriert werden. Hier hoffe ich auf eine enge Kooperation mit dem Wuppertaler Maler Maurycy
  • Der von mir geleitete Workshop des Literatentreffens (jeden dritten Donnerstag in der Wuppertaler Börse) wird im Januar richtig durchstarten: nach den vorbereitetenden und motivierenden Sitzungen von Oktober bis Dezember 2013 werden nun die Texte ausgewählt und eingesprochen, die für eine literarische Bepflasterung Wuppertals genutzt werden sollen.
  • Auch Lesungen sind schon in Vorbereitung: vormerken kann man sich schon mal in der Elberfelder Innenstadt den Valentinstag, weitere Veranstaltungen sind angedacht für die Buchhandlung Mackenesen, die Utopiastadt und den Kontakthof ... und dann sollten auch regional größere Kreise gezogen werden -
  • und schließlich ist da ein immer noch geheimes Wahnsinnsprojekt mit Hank Zerbolesch, dass endlich -endlich Fahrt gewinnen und Realität (Bild und Ton) gewinnen soll ...
Genaueres wird hier - in meinem Poetry-Blog - veröffentlicht werden.

Bedanken möchte ich mich schließlich bei euch allen: den LeserInnen und Interessenten meiner Gedichte. Das es immer mehr werden, erfreut und motiviert mich in meinem Schaffen, nährt die Überzeugung, das meine manchmal sehr verqueren und eigentümlichen Ideen und Worte irgendwie Widerhall finden und Bedeutung haben - auch für andere, für EUCH.

Herzlichen Dank dafür - wir sprechen / lesen uns wieder im neuen Jahr; bis dahin: Einen guten Übergang.

Matthias Rürup

Zur Erklärung: Chefchen

Zur Erklärung: Chefchen


Häufigeren Besuchern auf meiner Blog-Seite wird es aufgefallen sein: In den letzten Tagen mehren sich die Gedichte mit "Chefchen ..." im Titel. Hintergrund ist mein aktueller Versuch, den im September 2012 begonnenen Zyklus gleichen Namens abzurunden und abzuschließen: also über weitere Gedichte die Szenerie dieses Gedichtzyklus genauer auszuleuchten und (scheinbar) erzählerische Lücken und Ungereimtheiten (welch' schön mehrdeutiges Wort) auszuräumen. Eine erste gerundete Fassung des "Chefchen"-Zyklus soll bis Anfang Dezember entstehen und Gegenstand meiner (angedachten) Werkstattlesung im Literaturhaus Wuppertal sein ... Im neuen Jahr plane ich dann einen weiteren Gedichtband (Arbeitstitel "Schnaps ist Schnaps"), in dem der "Chefchen-Zyklus" im Mittelpunkt stehen soll. 

Eine Lösung für ein Problem?

Vor wenigen Tage habe ich mich in einem Essay auf meinem Denkbar-Blog mit dem Problem beschäftigt, dass es sowohl für die Teilnahme an Literaturwettbewerben als auch die Bereitschaft von Verlagen einen Lyrikband von mir zu publizieren, ungünstig ist, dass ich alle meine Gedichte online präsentiere. Die nahe liegende Lösung von der Idee einer Open Literature abzurücken, erschien mir unzeitgemäß und unattraktiv. Nun glaube ich - angelehnt an übliche Praxen in Museen - einen Mittelweg gefunden zu haben. Dort werden nämlich - immer dann wenn ein Ausstellungsstück für eine Präsentation an einem anderen Ort ausgeliehen wurde - Informationstafeln aufgestellt, dass dieses oder jenes Kunstwerk leider aktuell nicht hier betrachtet werden kann. In meinem Gedichte-Blog werde ich nun ähnlich verfahren. Texte, die ich zu einem Literaturwettbewerb einreiche, werde ich für den Zeitraum des Wettbewerbs offline stellen - bzw. mit einem Ersatzbild (siehe unten) versehen, das ihre momentane Unerreichbarkeit erklärt. Bei Anthologie- oder Buchpublikationen werde ich die Texte ebenfalls übergangsweise verbergen. Ich denke dabei daran, die Texte nach einen Zeitraum von einem Jahr nach der Buchveröffentlichung wieder online verfügbar zu machen, was allerdings auch von den jeweiligen Verhandlungsergebnissen mit den Verlagen abhängen wird. Der wesentliche Vorteil dieses Vorgehens scheint mir, dass ich nicht damit anfangen muss, zukünftig doppelt - einmal für den Blog und einmal für die Schublade / den Literaturbetrieb - zu "produzieren". Alle Gedichte werden weiterhin im Blog erscheinen und ausgenommen für begrenzte Zeiträume auch jederzeit ungehindert gelesen werden können.

Zweifel an Open Poetry - ein Essay

Zweifel an Open Poetry - ein Essay


Auf meinem Parallelblog, der Denkbar, habe ich nun eine Reflexion über den Zweck und Sinn einer uneingeschränkt und kostenlos SELBST im Internet veröffentlichten Lyrik veröffentlicht. Letztlich geht es dabei um die Frage, ob ich weiter alles-sofort-hier publizieren solle und so in Kauf nehme, dass meine Bemühungen um Wahrnehmung und Anerkennung im Literaturbetrieb wenig voran kommen. Denn dieser interessiert sich fast ausschließlich für unveröffentlichte Texte - zumindest wenn man die Ausschreibungen für Lyrikwettbewerbe heranzieht. Das mag im Internet-Zeitalter antiquiert erscheinen, ist als Regelsetzung der "Torwächter zum Paradies" dennoch unhintergehbar. Womöglich werde ich demnächst beginnen, Texte aus diesem meinen Blog zu löschen - um sie für Wettbewerbseinreichungen in der Hinterhand zu haben.  


Zur Erklärung: Triptichen

Zur Erklärung: Triptichen


Unsicher, ob es für diese Strophenform schon einen literaturwissenschaftlichen Fachbegriff gibt, habe ich mir einfach einen eigenen konstruiert. Mit dem Wort "Triptichen" bezeichne ich so ein Reimschema, bei dem erst nach drei - statt wie weit verbreitet nach zwei Zeilen - die mit Reimwörtern versehenen Verse folgen. Bisher findet man eine solche Strophenform manchmal als Reimvariante der sechs Schlussverse von Sonetten - als selbstständige Gedichtform ist mir dieses Schema aber bisher nicht begegnet, was natürlich zuallererst und womöglich auf mein eigenes Unwissen und meine eigene Unbelesenheit zurückverweist. Gern lasse ich mich belehren.
Abgesehen von den größeren Spielräumen, die diese Strophenform bei der Entwicklung des Gedichtthemas bietet (erst drei Zeilen später, muss der Gedankengang auf reimend passende Formulierungen führen), finde ich den implizit argumentierenden Gestus dieser Strophenform sehr anregend und passend zu meinen dichterischen Anliegen und Vorlieben.
Ebenfalls unter den Begriff Triptichen gefasst habe ich im Reimschema leicht abweichende Gedichte: wenn nach mehrenden dreizeiligen Strophen, dann eine abweichend zweizeilig paar-gereimte oder vierzeilig kreuzgereimte Strophe folgt - oder wenn erst nach der vierten - sich nicht reimenden - Zeile, sich reimenden Zeilenenden einsetzen (die Triptiche also zur Quadriche erweitert wurde). 
Das Wort "Triptiche" erscheint mir neben dem zentralen Zahlwort "Tri" vor allem irgendwie witzig ... letztlich vermag ich nicht zu erklären (oder bin unwillens dem nachzuspüren), welche Assoziationen bei der Wortbildung alles eine Rolle gespielt haben; nur ein Hinweis sei eventuell interessierten Interpretatoren gegeben: Eine verworfene Vorversion des Begriffs war "Trichinen". 

Zur Erklärung: Haikus

Zur Erklärung: Haikus


Nach nunmehr dreißig verfassten Gedichten mit dem Label Haiku, scheint es mir angezeigt, etwas zur Bedeutung bzw., da Bedeutung zu allgemein und endgültig klingen mag, zu meiner Auslegung dieses Begriffes nachzutragen. Haikus (die richtigere Mehrzahl form ist wohl Haijin), darüber kann man sich gut (verlässlich?) auf Wikipedia informieren (http://de.wikipedia.org/wiki/Haiku), sind eine japanaische Gedichtform, bei der die Anzahl der Gedichtzeilen und Laute (Silben) streng limitiert ist: Alles was zu sagen ist, muss prinzipiell in drei Zeilen mit fünf, sieben und wieder fünf Silben gesagt werden.

Dass mir diese restringierte Platzvorgabe für meine Gedanken oft nicht ausreicht, zeigt sich an meinen Haikus, die zumeist um Zweizeiler mit jeweils sechs Silben ergänzt sind (maximal zwei) oder auch aus mehreren  Haiku-Strophen mit jeweils anschließenden Zweizeilern bestehen. Mit diesem Ergänzungen ähneln meine Haikus der Form nach eher Rengas, wobei die zweizeiligen Unterstollen  bei mir jeweils statt sieben Silben nur sechs umfassen (da ich mich dieser "Platzvorgabe" nicht erinnerte / nicht um sie wusste, bevor ich sie gerade nachschlug ...) 

Meine Konzeption folgt einer Interpretation dieser Gedichtform wie sie vor Jahren - meiner Erinnerung nach - im Halleschen Dichterkreis diskutiert wurde: Demnach werden die dreizeiligen Haikus als Gesprächsauftakt verstanden, denen dann zweizeilige Antworten  - eventuell oder sogar idealerweise durch andere AutorInnen - folgen. (insofern sind die Haikus auch als Einladung zur zweizeiligen Kommentierung zu verstehen.) Während der Eingangsdreizeiler den Auftrag hat, eine möglichst anregungsreiche Natur- bzw. Wirklichkeitsbeobachtung einzubringen, dienen die zweizeiligen Antworten, der (widerstreitenden) Auslegung dieser Beobachtung.

Dass man - gerade als (post-)moderner Hobbydichter - nicht alles so streng nehmen muss, mag begründen, warum ich auch Kurzgedichte mit abweichenden Zeilen- und Silbenzählungen als Haikus bezeichnet habe - obschon ich mich in der letzten Zeit, um eine konsequente Einhaltung der formalen Zählvorgaben mühe ... wodurch eventuelle Abweichungen - die ich mir weiter, auch aus Gründen menschlicher Schwäche / dichterischem Unvermögen weiterhin vorbehalten möchte - eine besondere Bedeutungsaufladung der bewussten Formbrechung erfahren.

Eine mir wichtige eigene Erfahrung im Verfassen der Haikus ist der Spaß und auch subversive Sinn (der Anregungsgehalt), der entsteht, wenn ich - um die Silbenanzahlen einzuhalten - bisweilen und immer öfter silbengenerierende Vokale aus Wörtern streiche (sie durch Apostrophe ersetze):  Vielleicht finde ich hier sogar meinen eigenen dichterischen Ton - zumindest wenn es um Kurzgedichte geht.